Mein Abenteuer mit der Analogen Fotografie
Seit geraumer Zeit stehen in meinem Kameraregal diverse analoge Kameras. Einige schon seit fast einem Jahrzehnt, damals als Dekoration gekauft, andere erst seit ein paar Monaten, mit dem Ziel, endlich mit der analogen Fotografie zu beginnen. Der Witz ist: Es sind nicht etwa ein oder zwei Kameras – es sind sechs(!). Niemand braucht sechs Kameras, um mit der Fotografie anzufangen. Aber hier sind wir nun.
Es begann mit einer Kodak Ektar H35, einer kleinen Point-and-Shoot-Kamera ohne jegliche Einstellungsmöglichkeiten. Die Fotoqualität mag nicht die beste sein, aber die Kamera macht unglaublich viel Spaß. Also entschloss ich mich, der analogen Fotografie eine Chance zu geben, und kaufte eine vollautomatische Canon Point-and-Shoot-Kamera mit Autofokus – der allerdings lieber den Hintergrund scharf stellt als das eigentliche Motiv.
Da ich das manuelle Fokussieren bevorzuge, musste eine neue Kamera her. Die Konica Autoreflex T3 ist komplett manuell, mit Wechselobjektiv und unglaublich schwer. Dann noch eine kleine Kompakte mit Festbrennweite, und da ich zwei Konica S3 zu einem günstigen Preis fand, kaufte ich auch beide. Natürlich musste auch Film her, und mittlerweile umfasst mein Kühlschrank 23 Rollen Film.
Monatelang standen die Kameras und Filme nur herum, es gab immer einen Grund, die analoge Kamera nicht mitzunehmen oder sie im Rucksack zu lassen. Aber das muss sich nun ändern! Ich habe mir selbst das Ziel gesetzt, sämtliche Filme innerhalb der nächsten 12 Monate zu verbrauchen. Jede Kamera, die in diesem Zeitraum nicht mindestens drei Rollen Film verbraucht, muss wieder weg. Bis dahin kaufe ich auch keine neue Kamera oder neuen Film. Wenn mich die Magie der analogen Fotografie packt, sehen wir weiter, aber erst mal einfach loslegen und vor allem Spaß haben.
Ich neige dazu, alles zu durchdenken: Pro Rolle Film kann man nur 24-36 Fotos machen, da überlegt man es sich zweimal, bevor man den Auslöser drückt. Auch nach dem Auslösen weiß man nicht, ob der Fokus stimmt, ob das Bild richtig belichtet ist oder ob der Film überhaupt richtig gespannt ist. Dazu kommt der Preis: Eine Rolle Kodak Portra 400 kostet knapp 16 CHF, die Entwicklung weitere 9 CHF. Will man die Bilder digital oder als Ausdruck, kommen nochmals 20-50 CHF pro Film dazu!
Um die Kosten einigermassen im Rahmen zu halten, lasse ich die Filme nur entwickeln. Das Scannen und Bearbeiten der Negative übernehme ich selbst, und die besten Bilder drucke ich ebenfalls selbst aus. Dazu werde ich noch einen eigenen Artikel verfassen.
Aber die Frage bleibt: Warum möchte ich überhaupt analog fotografieren? Wahrscheinlich ist es die romantische Vorstellung, einen Moment mit nur einem Klick festzuhalten – ohne Autofokus, ohne Burst-Mode mit 40 Bildern pro Sekunde, ohne lange Nachbearbeitung. Vielleicht ist es auch das Handwerk, ein Foto wirklich selbst zu machen und nicht den Computer hinter der Linse die Arbeit erledigen zu lassen. Aber es ist wohl der gesamte Prozess, der hinter einem analogen Foto steckt.
Vor allem ist es das Entschleunigen: Bei nur 36 Fotos und relativ hohen Kosten überlegt man sich zweimal, ob man dieses Bild wirklich machen will. Dadurch bin ich weniger mit Fotografieren beschäftigt und lebe mehr im Moment, anstatt alles nur durch den Bildschirm meiner digitalen Kamera zu sehen. Zumindest stelle ich mir das so vor; die Zukunft wird zeigen, ob die analoge Fotografie das ist, was ich suche.
Aktuell warte ich noch auf fünf Rollen Film, die auf dem Weg vom Labor zu mir sein sollten. Ich weiss jetzt schon, dass ein Film falsch belichtet wurde und die Mittelformatkamera falsch eingestellt war, wodurch die Fotos überlappen werden. Ausserdem hat sich ein Film verkeilt, und ich gehe davon aus, dass er beim Zurückspulen belichtet wurde, was bedeutet, dass nichts mehr darauf ist. Aber immerhin gibt das neuen Stoff für einen Blogeintrag.
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